Tanz im Rausch by Slee Carry

Tanz im Rausch by Slee Carry

Autor:Slee, Carry [Carry, Slee]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: vampyrella
veröffentlicht: 2014-06-19T22:00:00+00:00


13

Zuerst bringt Jan kein Wort heraus. Er muss an den Film denken, den sie zu Anfang des Schuljahres in Sozialkunde gesehen haben. Das Mädchen in dem Film ging zur Schule, genau wie Melissa. Sie war ein ganz normales Mädchen. Der ganze Schlamassel fing an, als sie auf einer Party war, auf der Drogen genommen wurden. Sie wollte nicht kneifen und sie war sich sicher, dass es bei dem einen Mal bliebe. Aber dem war nicht so. Sie wollte dieses herrliche Gefühl noch einmal haben und noch mal und noch mal. Am Ende des Films war sie nicht wieder zu erkennen.

Jan denkt, dass Melissa vielleicht auch etwas in diesem Zeug entdeckt hat, genau wie das Mädchen im Film. Etwas, das ihr so viel wert ist, dass sie sich deswegen heimlich aus dem Haus schleicht. So was hat sie bisher noch nie getan, nicht einmal für Kevins Party, wo sie nicht hindurfte, weil kein Erwachsener dabei war.

Jan sieht zu Herrn de Raaf hinüber. Er scheint eher wütend als beunruhigt zu sein und glaubt wohl, dass Melissas Verschwinden heute Nacht mit Fleurs schlechtem Einfluss zu tun hat.

»Wenn meine Schwiegermutter nicht krank wäre, hätten wir Melissa gar nicht erlaubt bei Fleur zu übernachten. Melissa hat sich mitreißen lassen.« Das wiederholt Herr de Raaf sicher drei Mal.

Na, super, denkt Jan. Jetzt gibt er Fleur die Schuld. Aber er hält seinen Mund. Er kann ja wohl kaum erzählen, dass Fleur damit nichts zu tun hat. Dann hätte jeder sofort gewusst, dass er etwas weiß. Und während die scheußlichen Bilder aus dem Film durch Jans Kopf spuken, wiederholt Melissas Vater seine Frage. »Weißt du vielleicht, wo die Mädchen stecken, Jan?«

»Sag’s schon, wenn du etwas weißt«, drängt ihn sein Vater. »Es ist in Melissas eigenem Interesse, dass sie so schnell wie möglich nach Hause kommt. Wenn Herr de Raaf noch die halbe Nacht suchen muss, wird es nur noch schlimmer für sie.«

Und wenn Jan nur den Namen der Diskothek verraten würde? Es wäre für Melissa das Allerbeste, wenn das alles aufhören würde - aber er bringt es nicht übers Herz, sie zu verraten. Jan beginnt zu schwitzen. Was soll er tun? Er kann Melissa doch auch nicht vor die Hunde gehen lassen. Warum sagt er ihrem Vater nicht, was los ist? Ist das nicht feige? Der Name der Diskothek liegt ihm auf der Zunge. Jan kann die Wut in Herrn de Raafs Augen sehen.

»Ich, eh . . . ich hab keinen blassen Schimmer«, sagt er. »Vielleicht sind sie im Central, das ist unsere Stammkneipe.«

»Wenn Sie möchten, begleite ich Sie«, bietet Jans Vater an. »Das ist sehr nett von Ihnen, aber das nehme ich selbst in die Hand.« Melissas Vater ist schon fast an der Haustür, als das Telefon läutet. Jan nimmt ab, er rechnet damit, dass Frau de Raaf dran ist, um zu sagen, dass Melissa wieder zu Hause ist. Verkrampft hält er den Hörer an sein Ohr. Es ist nicht Melissas Mutter, sondern die Polizei. Sie möchten Herrn de Raaf sprechen.

»Es ist für Sie.« Jan reicht den Hörer weiter.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.